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Hiroshima und Nagasaki wollen atomwaffenfreie Welt bis 2020

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Von Ramesh Jaura

Berlin, Hiroshima (IDN) – “Internationale Entscheidungsführer, hochrangige UN-Vertreter, Bürgermeister und andere Atomwaffengegner aus aller Welt, die in Hiroshima und Nagasaki an einem Gipfeltreffen zum 70. Jahrestags der Atombombenanschläge auf die beiden japanischen Städte teilnehmen, haben bis 2020 die Ächtung von Atomwaffen bekanntgegeben. Sie forderten die Regierungen auf, möglichst bald einer Atomwaffenkonvention zuzustimmen.”

So könnte eine Pressemitteilung im August 2015 lauten, sollten die weltweiten Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt und der Ruf von Daisaku Ikeda, Präsident der buddhistischen Organisation ‘Soka Gakkai Internatonal’ (SGI), nach einer internationalen Abrüstungskonferenz 2015 Früchte tragen.

Auf der Ausstellung ‘Alles, was du schätzt – Für eine Welt ohne Atomwaffen’ am 24. September in Hiroshima hatte der SGI-Chef seiner Forderung nach einer “ewigen Friedensbastion” erneut Nachdruck verliehen. SGI mit Mitgliedern in 192 Ländern und Territorien setzt sich seit dem öffentlichen Aufruf des zweiten SGI-Präsidenten Josei Toda auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges für ein Verbot und die Abschaffung von Kernwaffen ein.

In den 1980er Jahren hatte SGI, unterstützt von den Städten Hiroshima und Nagasaki, die Ausstellung ‘Nuklearwaffen: Eine Bedrohung unserer Welt’ organisiert, die der internationalen Öffentlichkeit die Auswirkungen von Atomwaffen vor Augen führen sollte. Als Beitrag für eine Anti-Atomwaffenkampagne der Vereinten Nationen wurde die Ausstellung bereits in vielen Teilen der Welt einschließlich der Atomwaffenstaaten gezeigt.

2007 hatte SGI mit der Graswurzel-Kampagne ‘Jahrzehnt des Volkes für die Abschaffung von Atomwaffen’ dem 50. Jahrestag der Toda-Forderung gedacht. Als erstes Projekt der Kampagne wurde die Ausstellung ‘Von einer Kultur der Gewalt zu einer Kultur des Friedens: Für eine atomwaffenfreie Welt’ ins Leben gerufen, die bereits durch mehr als 230 Städte in 31 Ländern und Territorien getourt ist. Zuletzt war die Wanderausstellung im März 2013 in Bahrain zu sehen.

Bewusstsein für die Gefahren von Atomwaffen schaffen

‘Alles, was du schätzt – Für eine atomwaffenfreie Welt’ baut auf diesen Erfahrungen auf. “Die Ausstellung, die mit der unschätzbaren Unterstützung der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) möglich wurde, zielt darauf ab, ein tiefes Bewusstsein für die Folgen von Atomwaffen aus zwölf unterschiedlichen Perspektiven wie der ökologischen Integrität und der Menschenrechte zu schaffen”, erläuterte Hirotsugu Terasaki, Vizepräsident von Soka Gakkai und Leiter der SGI-Abteilung für Friedensangelegenheiten.

Die englischsprachige Version der Ausstellung (‘Everything You Treasure: For a World Free From Nuclear Weapons’) wurde erstmals auf dem 20. Weltkongress der Internationalen Ärzte für die Verhütung eines Atomkriegs (IPPNW) in Hiroshima 2012 gezeigt. Im vergangenen März war sie dann auch auf dem zivilgesellschaftlichen Forum von ICAN in Oslo sowie im April im Genfer UN-Büro während des zweiten Treffens des Vorbereitungskomitees für die 2015 geplante Revisionskonferenz des Atomwaffenwaffensperrvertrags (NPT) zu sehen.

Wie Ikeda erklärte, sind sich die Organisatoren der Ausstellung bewusst, wie wichtig es ist, dass sich die Menschheit die Botschaften der ‘Hibakusha’ (der Überlebenden der Atombombe) verinnerlicht: dass sich nämlich die katastrophale Tragödie eines Atombombenanschlags niemals wiederholen darf und dass die Menschheit mit Atomwaffen nicht koexistieren kann. “In unserer heutigen Welt, bedrängt von der wachsenden Gefahr der nuklearen Weiterverbreitung, bedeutet der Geist von Hiroshima ein fundamentales und universelles Prinzip im Sinne einer Umkehr aller Menschen aller Hintergründe und Nationalitäten, wenn wir wollen, dass Frieden zur Wirklichkeit wird”, betonte er.

Ob nun die imaginäre Pressemitteilung im August 2015 Realität werden wird oder nicht – jüngste Entwicklungen legen nahe, dass die nukleare Debatte auf einen Wendepunkt zusteuert. Die Diskussion aus der Zeit des Kalten Krieges, die der Doktrin ‘Sicherheit durch Abschreckung’ verhaftet war, verlagert sich zugunsten von Bemühungen um atomare Nichtverbreitung und Abrüstung, die den möglichen menschlichen Auswirkungen von Atomwaffen Rechnung tragen.

Von besonderer Bedeutung war in dieser Hinsicht die im Mai 2012 herausgegebene Mitteilung von 16 Ländern unter Führung von Norwegen und der Schweiz über die menschliche Dimension der atomaren Abrüstung. “Alle Staaten müssen ihre Anstrengungen zugunsten einer atomwaffenfreien Welt verstärken”, hieß es darin.

Seither ist es zu mehreren ähnlichen Statements gekommen. Erst kürzlich haben 80 Länder das ‘Gemeinsame Statement über die menschlichen Auswirkungen von Atomwaffen’ unterzeichnet. Auch von der Mitteilung der Internationalen Bewegung vom Roten Kreuz und Roten Halbmond ging eine spürbare Schubkraft aus. Der Notwendigkeit einer atomwaffenfreien Welt hat ferner das hochrangige Treffen der UN-Vollversammlung am 26. September Nachdruck verliehen.

Solidarität und Entschlossenheit stärken

Ikeda zufolge müssen sowohl die Atomwaffen- als die Nichtatomwaffenländer strategisch umdenken, um auf dem Weg zur Abschaffung von Atomwaffen vorankommen zu können. “Um diesem Ziel mehr Nachdruck zu verleihen, müssen wir für mehr Solidarität unter den Menschen werben, die die Entschlossenheit der Bürger von Hiroschima teilen, einer Wiederholung ihrer Erfahrung vorzubeugen”, fügte der SGI-Präsident hinzu.

Vor diesem Hintergrund ist die diesjährige Friedenserklärung von Hiroshima besonders relevant, die die Atombombe als “äußerst unmenschliche Waffe und absolutes Übel” bezeichnet. “Die Hibakusha, die ja die Hölle eines Atombombenanschlags kennen, setzen sich kontinuierlich für die Ausrottung des Übels ein. Damit dies geschehen kann, werden Hiroshima und weitere 5.700 Städte, die in der Organisation ‘Bürgermeister für den Frieden’ zusammengeschlossen sind, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationalen und gleichgesinnten Nichtregierungsorganisationen Bemühungen um eine Abschaffung von Atomwaffen und eine frühzeitige Atomwaffenkonvention mit aller Kraft voranbringen”, versicherte Matsui Kazumi, Bürgermeister von Hiroshima, auf der Ausstellung.

In ihrem Appell an die politischen Entscheidungsträger fügten die Bürgermeister hinzu: “Wie lange wollen Sie noch in Misstrauen und Animositäten verfangen bleiben? Glauben Sie ernsthaft, dass Sie die nationale Sicherheit gewährleisten können, indem Sie mit den Säbeln rasseln? Bitte kommen Sie nach Hiroshima. Begegnen Sie dem Geist der Hibakusha. Wagen Sie einen Blick in die Zukunft der menschlichen Familie, ohne in die Falle der Vergangenheit zu treten, und treffen Sie die Entscheidung im Sinne einer Sicherheit, die auf Vertrauen und Dialog aufbaut.”

Die Ausstellung setzt sich mit den nuklearen Bedrohungen aus unterschiedlichen Perspektiven wie der ökologischen Integrität, wirtschaftlichen Sicherheit, Menschenrechte, Frauenrechte und der sozialen Verantwortung der Wissenschaft auseinander. SGI und ICAN hoffen, dass die Ausstellung dazu beitragen wird, “die Solidarität für eine Abschaffung von Atomwaffen zu vergrößern, die auf dem Bewusstsein fußt, dass Atomwaffen für uns alle von einer tiefen und persönlichen Relevanz sind”.

Ära der friedlichen Koexistenz schaffen

“Um eine atomwaffenfreie Welt zu schaffen, bedarf es mehr als die Beseitigung der atomaren Gefahr”, meinte der SGI-Präsident. “Es geht zudem darum, die Bürger dazu zu befähigen, die Initiative zu ergreifen, damit eine Ära der friedlichen Koexistenz und eine globale Gesellschaft aus allem Menschen einschließlich der Mitglieder künftiger Generationen entstehen kann, damit sie alle in Würde leben können.”

Mit Blick auf die Ausstellung erklärte der Bürgermeister von Hiroshima, Hidehiko Yuzaki: “Hiroshima transportiert die Botschaft des Friedens in die ganze Welt. Gleichzeitig arbeiten wir an einem Mechanismus, der die weltweiten Friedensbemühungen fördern soll. Wir wollen mit gleichgesinnten Organisationen in Japan und im Ausland kooperieren und Hiroshima zum Zentrum der Förderung des Weltfriedens machen.”
[Deutsche Bearbeitung | Karina Böckmann | IPS Deutscher Dienst | 8. Oktober 2013]

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